Kommunikation zwischen Mann und Frau – Warum du dich nicht verstanden fühlst

Frauen Überlegen beim Reden, Männer Überlegen beim Schweigen. In heterosexuellen langzeit Beziehungen führt dieser Unterschied sehr häufig zu Schwierigkeiten in der Kommunikation zwischen Mann und Frau. Oft fühlt sich eine oder beide Seiten nicht verstanden. Vor allem in den kleinen Alltagsgesprächen führt die unterschiedliche Art zu kommunizieren zu Spannungen zwischen Männern und Frauen.

Dass Frauen und Männer von Natur aus unterschiedlich sind, stellt Dr. John Gray in seinem Bestseller „Männer sind anders. Frauen auch. Der Paar- und Familientherapeut beleuchtet die unterschiedlichen Kommunikationsstile, Bedürfnisse bei Stress und in der Beziehung sowie bewährte Konzepte für ein harmonisches Zusammenleben. Denn diese Unterschiede sind nichts Schlechtes, im Gegenteil: Das Wissen um unsere Verschiedenheit öffnet die Tür, uns selbst und den*die Partner*in so anzunehmen, wie er*sie ist.

Das emotionale Gespräch

Wenn eine Frau einen anstrengenden Tag hinter sich hat und erschöpft ist, tut es ihr gut, über das Belastende zu sprechen. Wichtig ist nur, dass sie sich aussprechen kann.

Wenn ein Mann einen anstrengenden Tag hat und erschöpft ist, möchte er abschalten. Das geschieht, indem er sich zurückzieht und sich mit etwas anderem beschäftigt. Am liebsten etwas, bei dem er kleine Probleme lösen kann, wie z.B. Fußball spielen, fernsehen oder im Keller basteln.

Beide wollen sich entspannen, wenn sie nach Hause kommen, aber die Art der Entspannung ist bei beiden sehr unterschiedlich. Jeder spürt, wenn die bessere Hälfte gestresst ist, und oft möchten wir dieser Person Entspannung bieten. Und dabei schließen wir meist von uns selbst auf den anderen. Was mir jetzt gut tun würde, ist wahrscheinlich das, was dem anderen jetzt gut tut?

Die Frau fragt den Mann nach seinem Tag, um das Gespräch zu eröffnen, dabei will der Mann den Tag oft erstmal verdrängen. Dagegen bietet der Mann der Frau nonverbal an, sich zurückzuziehen, anstatt ihr durch Fragen zu zeigen, dass er an ihr und ihren Gefühlen interessiert ist. Instinktiv treten wir jeweils in ein Fettnäpfchen, wo wir doch nur Gutes für den*die Partner*in wollen.

Diese einfache Alltagssituation zeigt bereits das Konflikt- und Missverständnispotenzial, wenn wir uns die Unterschiede zwischen Mann und Frau nicht immer wieder vor Augen führen.

Das unterschiedliche Hören

Auch das unterschiedliche Zuhören in einer Beziehung stellt ein großes Konfliktpotential dar. Wenn eine Frau über etwas Negatives spricht, tut ihr das sehr gut. Männer hingegen sind darauf trainiert, dass das Aussprechen von Negativem immer damit einhergeht, dass sie nach einem Rat oder einer Lösung für das Problem gefragt werden. Sie fühlen sich verantwortlich für das angesprochene Problem.

Diese Erkenntnis, gepaart mit dem bereits erwähnten Bedürfnis der Frau, sich negative Themen aus ihrem Leben von der Seele zu reden, stellt bereits das Grundproblem vieler Kommunikationsprobleme dar.

Ein verallgemeinertes Beispiel: Die Frau hat einen schweren Tag hinter sich und möchte sich bei ihrem Partner erholen, indem sie sich alles von der Seele redet. Sobald sie aber ihrem Partner von ihren Problemen erzählt, fühlt er sich dafür verantwortlich, Lösungen zu finden. Wenn er dann diese Lösungen bringt, fühlt sie sich nicht verstanden und in ihren Gefühlen nicht ernst genommen. Sie wird immer ein Gegenargument zu den Lösungen finden, da sie nur das Negative sehen und erzählen möchte. Da sie seine Lösungsvorschläge nicht annimmt und ihm nicht dankbar dafür ist, sondern weiter über die Probleme spricht, ist er gekränkt und verzweifelt, weil er ihr scheinbar nicht helfen kann.

Statt einer Win-Win-Situation schleicht sich hier durch unbedachte Kommunikation ein Lose-Lose-Teufelskreis ein!

Gute Kommunikation

Das Wissen um diese Unterschiede der Kommunikation ist der erste Schritt. Es folgt das Erkennen der Unterschiede im eigenen Verhalten und in der eigenen Beziehung durch reflektierten Umgang im Alltag. Damit öffnen wir die Tür, um typischen Missverständnissen den Boden zu entziehen.

Trainiere dich selbst darin, die folgenden Prinzipien im Umgang mit deinem Partner/deiner Partnerin behutsam anzuwenden. Mit zunehmender Übung wird es euch immer öfter gelingen, nicht in den Teufelskreis der Verletzung zu geraten und wenn doch, möglichst schnell gemeinsam wieder zueinander zu finden.

  • Erwarte nicht, dass dein Gegenüber so tickt wie du selbst
  • Kenne die Bedürfnisse beider Seiten
  • Zeige deinem Gegenüber, was dir gerade gut tut
  • Sag deinen Partner/deine Partnerin, wenn du merkst, dass er/sie deine Bedürfnisse missversteht

Jeder Mensch ist individuell, und so kann es durchaus sein, dass uns sowohl Aspekte der weiblichen als auch der männlichen Figur ansprechen. Das ist völlig normal und in Ordnung. Wähle deinen eigenen Blumenstrauß aus den Beispielen und passe die Konzepte an deine Beziehung an.

In diesem Artikel wird nur deshalb von zwei Geschlechtern gesprochen und diskutiert, weil sich der bisherige Stand der Forschung und Therapie ausschließlich auf das weibliche und männliche Geschlecht beschränkt.

Die beiden beschriebenen Unterschiede in der Kommunikation zwischen Mann und Frau kratzen nur an der Oberfläche dessen, was Dr. John Gray in seinem Buch diskutiert. Sie sollen als Ausgangspunkt dienen, um immer wiederkehrende Kommunikationsschwierigkeiten in der Beziehung zu erkennen. Sie sollen ebenfalls als Anregung dienen, das eigene Verhalten etwas abstrakter zu betrachten und mehr Verständnis füreinander zu entwickeln. Viele weitere Beobachtungen und Analysen über das Wesen von Frau und Mann sowie über das harmonische und disharmonische Zusammenleben sind in dem Buch unterhaltsam beschrieben.

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