Bewusst Frau

Der Körper einer Frau ist ständig im Wandel und der weibliche Zyklus ist einer der Gründe. Ein sehr vorhersagbarer Grund sogar. Oft wird der Zyklus mit dem Fokus auf der Menstruation betrachtet, dabei reichen die Metaphern von Erdbeerwoche bis Week-of-Hell und die Assosiationen damit sind meist schlicht weg negativ: Schmerzen, Streit, schlechte Laune, etc. Diese unangenehmen Aspekte des Zyklus will ich keineswegs schön reden. Ich selber habe mich auch schon bei dem Gedanken erwischt: Eine E-Mail hätte es auch getan. 😀
Ich möchte hier die restlichen circa 75% des Monats beleuchten und in das schöne und wundervolle Licht rücken, dass sie verdient aber ihnen leider sehr selten gezollt wird.

Zwei Disclaimer vorweg: a) Dieses Thema spricht primär menstruierende Personen an. b) Dieses Thema ist indirekt mit Nachhaltigkeit verbunden. Denn sowohl Du, Dein Umfeld und durch deine Gelassenheit auch unsere Umwelt profitieren von diesem Wissen.

Dreieckiger Rubiks-cube in Aktion
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Grundstein für diesen Artikel:

  • Der weibliche Zyklus besteht aus vier Phasen, welche in den zyklischen Veränderungen in unserem Hormonhaushalt für die Fortpflanzung verankert sind. Die genauen Zusammenspiele der einzelnen Hormone erörtere ich hier nicht, sondern die Auswirkung des gesamten Erlebnisses „Zyklus“ auf unser Bewusstsein.
  • Ich verwende die Bezeichnungen Frühling (=Follikelphase), Sommer (=Ovulationsphase), Herbst (=Lutealphase), Winter (=Menstruationsphase) für die vier Phasen.
  • Die Dauer der Zyklen variiert von Körper zu Körper und auch von Monat zu Monat, das ist völlig in Ordnung. Hier spreche ich verallgemeinert von vier Wochen. Du wirst mit jedem Monat ein besseres Gespühr dafür entwickeln, welche Phase bei dir wie lange andauert.
  • Jede Phase hat ihre Besonderheiten, auch wenn es manchmal schwer fällt alle Phasen als positiv wahrzunehme. Besonders Herbst und Winter, welche in der Gesellschaft oft als nervig, lästig oder gar schmutzig behandelt werden. Wir machen uns selber das Leben schwer, wenn wir sie verteufeln, denn weg gehen sie davon auch nicht. Und sie haben auch ihre Superkräfte, die wir rauskitzeln können.
  • Der Zyklus beginnt mit dem ersten Tag der Blutung (Winter).

Was ist der Zyklus?

Die Menstrationsphase, der Winter, ist uns vermutlich am geläufigsten. Hier sind Schmerzen und schlechte Laune (nachvollziehbar, bei den Schmerzen!) oft Standard. Wenn es denn sein muss, schleppen wir uns in die Schule oder das Büro und versuchen uns nichts anmerken zu lassen, wenn nötig schlucken wir dafür sogar Schmerzmittel um „normal“ funktionieren zu können. Was wir dabei unterdrücken ist das Bedürfnis unseres Körpers nach Ruhe und Erholung.

Nach dem Winter kommt der Frühling. Alle Schmerzen fallen von uns ab, wie die Natur blühen wir auf, gehen wieder raus und WOLLEN wieder Dinge unternehmen. Alles fällt uns leicht und wir haben viel Energie.

Den Höhepunkt des Frühlings kennzeichnet der Eisprung. Dieser leitet gleichzeitig auch den Sommer ein. Auch hier sind wir gesellig und motiviert. Die überschwängliche Freude und Energie weicht einem gelassenen Tatendrang.

Den Herbst nehmen wir oft durch viele Gedankenkarusells wahr. Plötzlich stören uns Dinge viel mehr als zuvor und wir sind leicht reizbar. Der Kommentar: „Hast du deine Tage?“ fällt meistens hier und bringt uns nur noch mehr zu Weißglut. (Zurecht!)

Unsere Gesellschaft ist auf einen 24 Stunden Zyklus getrimmt. Es wird als normal angenommen, dass wir jeden Tag gleich funktionieren und weil dem nicht so ist, werden Frauen oft als schwierig abgestempelt. Das hat zur Folge, das wird dieser Erwartung von Außen und auch von uns selbst nicht gerecht werden können und denken, dass etwas mit uns nicht stimmt, wenn wir plötzlich nicht mehr so „funktionieren“ wie wir sollten. [4]

Ein persönliches Beispiel, wie ich durch das 24 Student Zyklus Mindset gescheitert bin:

Es kommt der Tag, da habe ich die zündende Idee und ich will etwas neues Angefangen. Gesagt, getan: Jetzt geht es los, new me! Einige Tage bin ich begeistert dabei und alles läuft super. Nach ein bis zwei Wochen wird mir das dann doch alles zu viel und ich will (und habe) mich nur noch unter einer Decke verkriechen. Die unumgängliche Enttäuschung in mir selber befeuerte meine schlechte Laune zunehmend. Auch mein Umfeld leidet darunter, denn da ich die Ursache meiner Unzufriedenheit nicht erkannte, haben sie auch mein Missmut abbekommen. Meistens hat es dann auch nicht lange gedauert, bis ich mit Schmerzen geplagt alles nur noch auf Sparflamme machte und einfach nur in Ruhe gelassen werden wollte. Bis mein Körper wieder „ausgeschlafen“ hatte und ich instinktiv wieder meinen Freunden zurücktextete oder die Sportsachen mal rauskramte oder die nächste tolle Idee um die Ecke kommt und damit die Grundlagen für den Teufelskreis wieder legte.

Wenn du auch nur einen Funken darin in deinem Leben wieder erkennst, dann könnte „Mit deinem Zyklus leben“ für dich eine Lösung für dieses Problem sein, welches du vermutlich bisher nicht mal richtig als „Problem“ herauskristalisieren konntest.

Was bedeutet mit dem Zyklus leben?

Indem wir mit unserem Zyklus leben, arbeiten wir nicht gegen unseren Körper und erzwingen Situationen, in welchen wir nicht ideal das abliefern können wie geplant. Stattdessen gestallten wir unseren Alltag, sodass wir die Stärken abrufen, welche uns gerade zur Verfügung stehen.

Um mit deinem Zyklus leben zu können reichen zwei Dinge: a) Zu wissen was deine Stärken und Schwächen in der jeweiligen Phase sind und b) In welcher Phase du dich aktuell befindest.

Es folgt eine Übersicht über verschiedene Lebensbereiche, in welche wir von unserer natürlichen Stärke in Abhängigkeit der Phase gebrauch machen können.

Sport:

Winter: Ruhe, hier zählt sogar der Mittagschlaf als Workout, denn das braucht dein Körper gerade am meisten
Frühling: Ausdauer, Cardio, Joggen, Neues ausprobieren
Sommer: Intensive kurze Traininge (HITT), Krafttraining, Muskelaufbau
Herbst: Dehnen, Yoga, Pilates, Meditation

Falls du mehr über die Vorteile des Bewegen mit deinem Körper lernen möchtest, kann ich dir folgende 30 min Dokumentation „Warum Frauen anders Sport treiben sollten als Männer“ von „Gut zu Wissen“ des öffentlichen Rundfunks. empfehlen. Es werden darin auch die Nachtteile des Nicht-mit-dem-Zyklus Trainieren beleuchtet werden und der Umgang mit diesem bisherigen Tabu-Thema ist bestärkend.

Beziehungen:

Winter: Lass dich umsorgen, gebe klare Anleitungen (Ich habe eine Checkliste für die wichtigen vier Tage erstellt und das macht unser Leben viel einfacher und harmonischer)
Frühling: Mit Freunden was unternehmen, Zeit für Sex, Abenteuer/Adrenalin, Neue Dinge zusammen ausprobieren, Auf Wolke 7 schweben
Sommer: Sex, Romantik, tiefgründige Gespräche führen (Probleme ansprechen), Mit Freunden treffen, Lage Telefonate
Herbst: Reflexion, (schwierige Themen in deinem Leben durchdenken, nicht direkt handeln), Achte auf dich selber, höre in dich rein, Bitte um Verständnis bei deinem Partner/Partnerin, wenn du leicht reizbar bist

Wenn du dir die Freiheit schaffst, deine Phasen anzunehmen, öffnet dies die Tür, deine eigenen Bedürfnisse besser zu erkennen und zu kommunizieren.

Projekte:

Winter: Schlafen, Buch lesen oder hemmungslos Serie schauen, wenn du das in deinem Alltag intigrieren kannst
Frühling: Neustart, Ideen sprudeln hier nur so, Initiiere, Stoße Neues an, Plane und Vorbereiten
Sommer: Umsetztung, Zusammenarbeit, Kommunikation, Kritisches Denken,
Herbst: Lose Enden zusammenbringen, Projekte abschließen, kritisches Denken, Oragnisieren, Putzen (meine persönliche Highlight-Erkenntnis! Denn zuvor konnte ich dem Herbst immer nicht viel abgewinnen und auf der anderen Seite sehr inkonsitent mit dem Putzen war)

Essen:

Winter: Viele proteine und pflanzliche Fette. Bei Krämpfen vermehrt Vitamin E (Hazelnüsse, Mandeln) und Magnesium (Brombeeren, Himbeeren, Hirse, Sonnenblumenkerne, grüne Erbsen, Grünkohl, Spinat). Vermeide Milchprodukte und gesättigte Fettsäuren (Auch wenn es verlockend ist zu testen ob Schokolade all deine Sorgen lösen kann). [1] Probiere es mit anderen salzigen Soulfoods wie Lasagne, oder Chilly. Auch auf ausreichen Eisenzunahme achten.
Frühling: Frische und leichte Kost um den Aufbau von Hormonen zu unterstützen und das Estrobolome zu balancieren [1], [2]
Sommer: Viel rohe Lebensmittel um den Anstieg von Estrogen zu komplimentieren
Herbst: Mehr Kalorien als zuvor und Vitamin B helfen die starken Hormonschwankungen etwas abzufangen. Vermeide zu viel Zucker, da die Blutzuckerspitzen zusätzlichen Stress und Schwankungen bewirken. [3]

Absoluter Gamechange für mich: Im Herbst die Wintermahlzeiten vorkochen und in den Gefrierer (ob Single-Haushalt, oder Nicht: Damit kannst du Stress vermeiden weil du in der Phase danach oft keine Energy/Lust hast zu kochen)

Deine Ernährung hat einen enorm großen Einfluss auf deinen Hormonhaushalt (wie auch auf gefühlt alles, was uns Homo Sapiens betrifft). Alle Zusammenhänge und Möglichkeiten hier aufzustellen würde den Rahmen sprengen, wenn du daran Interesse hast, findest du in diesen Büchern einige hilfreichen Tipps und verständliche Erklärungen [1], [2], [3].

Hier habe ich die Phasen und deine Stärken und Bedürfnisse auf die sehr allgemeinen Themen angewendet beleuchtet. Wenn du anfängst, deinen Körper genau zu beobachten und die Signale zu hören, wirst du merken, dass die Phasen auf ausnahmslos jede Lebenssituation einen Einfluss (Arbeit, Hobbies, etc.) haben. Nutze dieses Wissen und gestalte deinen Alltag, damit du mit deinen natürlichem Zyklus lebst, anstatt gegen deinen Körper anzukämpfen.

Zuletzt möchte ich noch anmerken, dass bei unserem Zyklus nichts schwarz-weiß ist. Die Phasen gehen fließend ineinander über. Wenn bei dir eine Phase länger oder schwächer ausgeprägt ist, erzwinge nichts. Picke dir aus all diesen Informationen für dich das heraus, was dir passend vorkommt und beobachte deinen Körper, ob es dir gut tut. Es soll kein zusätzlichen Stress zu erzeugen, weil du jetzt umbedingt nur frischen Salat oder nur Aufläufe essen solltest, sondern Sinn und Zweck dieses Themas ist, dein Leben zu erleichtern.

Haben die vier Phasen deines Zyklus bereits Einzug erhalten in deinen Altag? Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht oder wirkt sich dein Zyklus bei dir in bestimmten Phasen anders aus? Ich würde mich sehr freuen von dir zu hören und in den Austausch zu gehen.

Literaturübersicht

[1] Vitti, Alisa. In the FLO: Unlock Your Hormonal Advantage and Revolutionize Your Life. HarperCollins, 2020.

[2] Enders, Giulia. Darm mit Charme: Alles über ein unterschätztes Organ-aktualisierte Neuauflage. Ullstein eBooks, 2014.

[3] Inchauspé, Jessie. Glucose Revolution: The life-changing power of balancing your blood sugar. Simon and Schuster, 2022.

[4] Colier, Nancy. The Emotionally Exhausted Woman. New Harbinger Publications, 2022.

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